An diesem herrlich Herbsttag nehmen wir Sie mit auf eine gemütliche Runde um den Staufen, unseren Hausberg. Dabei schulen wir unsere Sinne und genießen die spätsommerlich-warme Sonne sowie den Farbenzauber des bunten Laubes. Nicht umsonst heißt es: goldener Oktober.
Der Staufen (1.042 Meter): Hausberg von Oberstaufen
Den Staufen erkennt man schon von Weitem. Mit seiner charakteristischen Kegelform erhebt er sich freistehend am östlichen Ortsrand von Oberstaufen und grenzt das Konstanzer Tal vom Weißacher Tal ab. Er ist großteils bewaldet und trägt nicht nur ein Kreuz, sondern auch einen markanten Sendemasten auf seinem Gipfel auf 1.042 Metern. Doch so hoch hinauf möchten wir heute gar nicht. Wir bleiben am Fuß unseres Hausberges und umrunden ihn.
Um den Staufen: im oder gegen den Uhrzeigersinn?
Bei einer Umrundung stellt sich die Frage: im oder gegen den Uhrzeigersinn? Geschmacksache! Wer sich gerne länger die wärmende Sonne ins Gesicht scheinen lassen möchte, der wählt morgens die Variante gegen und nachmittags die Variante im Uhrzeigersinn. Wir starten unseren Verdauungsspaziergang nach dem Mittagessen und entscheiden uns für die Variante gegen den Uhrzeigersinn. So können wir an diesem Herbsttag bei angenehmen 23 Grad an der Südseite nochmal maximal Sonne tanken.
Uns erwartet eine gemütliche Wanderung auf befestigten Wegen, die teilweise geschottert und teilweise asphaltiert sind. Bis auf zwei kurze Anstiege verläuft die Route relativ flach, sodass sie sich auch gut für Kinderwagen eignet. Beliebt ist die etwa fünf Kilometer lange Strecke auch bei Joggern. Einfach der Beschilderung folgen: „Um den Staufen“.
Sehen: Blick ins Weißacher Tal bis zum Säntis
Vor unserer Haustür in der Lindauer Straße wenden wir uns nach rechts Richtung Kirchplatz und folgen dann der Rainwaldstraße. Am Bahnhof vorbei verlassen wir den Ort und gehen auf der Straße zwischen den Bahngleisen und der Bundesstraße Richtung Bad Rain. Rechts öffnet sich ein schöner Blick ins Weißachtal, und dank Fernsicht sind heute auch die Appenzeller Berge mit dem Säntis hervorragend zu sehen. Ein paar Bänke laden dazu ein, diesen Blick etwas länger zu genießen.
Riechen: der Duft nach Holz und Wald
Weiter geht’s unter der Bundesstraße hindurch und links über die Bahngleise auf den Wanderweg. Am Biomassekraftwerk, das Oberstaufen mit nachhaltiger Wärme versorgt, atmen wir ein paar Mal ganz tief durch die Nase ein: Die Hackschnitzel, die dort auf dem Hof lagern, duften intensiv nach Holz und nach Wald.
Nach einer Unterführung erwartet uns ein kurzer Anstieg. Dann stoßen wir auf die zauberhafte Gagstätter-Villa in ihrem verwilderten Garten. Hier hat der Bildhauer Fidelis Bentele in den 1930er-Jahren eine Weile gelebt und gearbeitet.
Fühlen: Steinmännchen und Handschmeichler
Der Weg ist frisch geschottert, die Steine knirschen unter unseren Schuhen. Bäume breiten ein Blätterdach über uns aus und spenden angenehmen Schatten. Bevor wir wieder unter den freien Himmel treten bleiben wir an einem Baumstumpf stehen und erfreuen uns an den Steinmännchen, die Spaziergänger und Wanderer darauf kunstvoll arrangiert haben. Manchmal findet sich auch ein Wanderstein darunter: bunt bemalt oder mit einer Botschaft versehen. Wir legen ein paar Kastanien dazu, die wir beim letzten Spaziergang aufgesammelt haben und die in unseren Jackentaschen als Handschmeichler dienten.
Rechterhand haben wir nun einen freien Blick über das Tal hinweg zum Hündle hinüber: auf Bergbahn, Sommerrodelbahn und Wanderwege. Klar, dass hier ein paar Bänke dazu einladen, ein bisschen zu verweilen und die Aussicht zu genießen.
Wir folgen dem Weg weiter die Südflanke des Staufen entlang bis er nach links abbiegt. Die überwiegend sonnige Südhälfte des Weges liegt hinter uns.
Hören: Vogelzwitschern, Laubrascheln und Bachplätschern
Auf der nördlichen Hälfte der Strecke geht es nun weiter auf einem schattigen Waldweg. Wir spitzen die Ohren: Über uns rauscht leichter Wind durch die Baumwipfel, unter unseren Schuhen raschelt das Laub, Vögel zwitschern, und unten im Tal plätschert und gurgelt der Jugetbach vor sich hin.
Ein verwittertes Kreuz aus Stein mit verblichenem Foto und der Inschrift „In Liebe für Peter“. Welches Schicksal, welche Geschichte damit verbunden sein mag? Nachdenklich gehen wir weiter. Solche Denkmale erinnern nicht nur an geliebte Menschen, sondern machen uns auch die Vergänglichkeit von Mensch und Natur bewusst. So wie der Herbst mit seiner melancholischen Stimmung, mit dem der Bergsommer zu Ende geht. Doch heute zeigt er sich nochmal von seiner besten Seite.
Nach einer Weile führt der Weg aus dem Wald hinaus und die Landschaft öffnet sich. Über Wiesen hinweg können wir vor uns das Schulgebäude sehen und den Ort Kalzhofen. Wenn man hier abends unterwegs ist, läuft man geradewegs auf die untergehende Sonne zu und kann die Farbenspiele bewundern, die sie in den Himmel zaubert.
Schließlich stoßen wir auf die Immenstädter Straße, auf die wir links abbiegen. Mit Blick auf den Kirchturm von Oberstaufen bringt sie uns geradewegs zurück in den Ort. Dabei passieren wir noch die Spinner-Kapelle am „Galgenbühl“, die aus dem 17. Jahrhundert stammt.
Schmecken: zur Belohnung gibt's Kaffee und Kuchen
Je nach Tempo und Aussichtspausen waren wir etwa eine Stunde oder länger unterwegs. Mit gutem Gewissen dürfen wir nun noch unserem Geschmackssinn folgen. Im Ort laden zahlreiche Cafés zu Kaffee und Kuchen ein.