Die schöne Tradition der Osterbrunnen

Wenn Sie in der Osterzeit das Allgäu besuchen, treffen Sie in vielen Ortschaften auf prachtvoll geschmückte Brunnen. Meist befinden sich diese Osterbrunnen in der Ortsmitte, am zentralen Platz gleich neben der Kirche. Dort, wo man noch heute zusammenkommt und teilweise den Wochenmarkt abhält, wo man früher das Wasser holte und dabei Neuigkeiten austauschte. So ein Dorfbrunnen hat also eine wichtige kulturelle Bedeutung und ist außerdem mit allerlei Symbolik verbunden.

Osterbrunnen in Oberstaufen

Heidnischer Brauch oder touristische Attraktion?

Die Ursprünge der Osterbrunnen sind umstritten, weiß Wikipedia.

Einerseits soll die Tradition, Brunnen zu schmücken, auf heidnische Bräuche im frühen Mittelalter zurückgehen. Damit wollten Bewohner damals die Frühlings- und Quellgöttinnen ehren und wohlstimmen. Diese sollten für ausreichend Wasser sorgen. Das zumindest liest und hört man häufig.

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass der Brauch im späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert in der fränkischen Schweiz ganz bewusst wiederbelebt oder sogar neugeschöpft wurde. Und zwar, um ihn touristisch zu nutzen. 

Wie dem auch sei: Der Osterbrunnen in Oberstaufen vor dem Gasthaus Adler wird seit 2003 aufgebaut und von der Familie Hollweck und Helfern vom Bayern-Fanclub Bayern-lond it luck e.V. aufwändig geschmückt. Grünpflanzen, bunt bemalte Eier sowie eine Krone mit Kreuz zieren den Brunnen und dabei hat jedes Detail seine eigene Bedeutung. An dem prächtigen Blickfang erfreuen sich nicht nur Touristen und Gäste, sondern auch die Einheimischen.

Wasser - notwendiges Lebenselixier für Mensch, Tier und Natur

Unumstritten ist die lebensnotwendige Funktion des Wassers für Menschen, Tiere und Pflanzen. Wasser steht für Leben, Fruchtbarkeit und Wachstum. Damit ist das Wasser auch eng mit dem Frühling verbunden – der Jahreszeit, in der die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, Pflanzen sprießen, Bäume ausschlagen und neu erblühen. 

Und: Die Ressource Wasser, das wissen wir heute, ist kostbar, knapp und keineswegs selbstverständlich. So ist es den Oberstaufener Initiatoren des Osterbrunnens auch ein wichtiges Anliegen, eine Botschaft zu senden: „Wasser, obwohl es so ein wichtiges Gut ist, wird immer öfter verschwendet. Und zum höchsten christlichen Fest möchten wir die Menschen erinnern, dass sie mit Wasser sorgsam umgehen.“ So heißt es auf einer Informationstafel am Brunnen.

 

Osterwasser und seine besondere Wirkung

Dem Osterwasser wird eine besondere Wirkung zugeschrieben. Es soll allerlei Krankheiten heilen und vor Unglück schützen, wenn man es aus der Quelle schöpft und davon trinkt. Und wer sich am Ostermorgen im fließenden Bach wäscht, der soll jung und schön bleiben. Das gilt im Übrigen auch fürs Vieh, das man früher am Ostermorgen in die Bäche getrieben hat. Es war auch üblich, Osterwasser in Haus und Hof zu versprengen, damit es Schädlinge und Ungeziefer fernhalte. 

Im Zuge der Christianisierung hat sich die Kirche diesen Volksglauben zu eigen gemacht. Demnach besitzt das Wasser, das in der Osternacht geweiht wird, eine ganz besondere Segens- und Heilskraft. Dieses besondere Weihwasser verwenden die Pfarrer das ganze folgende Jahr als Taufwasser. Gerade bei der Taufe kommt dem Wasser eine wichtige Rolle zu. Das Wasser steht, wie auch das Feuer, für die Auferstehung Jesu. Beide gelten als reinigende Elemente und stehen damit für Neu- und Wiedergeburt.

Hingucker: Osterbrunnen in und um Oberstaufen

In den vergangenen Tagen waren wir in und um Oberstaufen unterwegs und haben ein paar Osterbrunnen fotografiert. Neben Oberstaufen stammen sie aus Zell, Stiefenhofen und Oberthalhofen. Teilweise haben wir auch noch Bilder vom vergangenen Jahr aus unserem Archiv ergänzt. 

Mit diesen prächtigen Blickfängen wünschen wir Ihnen frohe Ostern und schöne Feiertage. Sehen wir uns in Oberstaufen?

Spoiler: Nächstes Jahr können wir unsere eigenen Brunnen schmücken

Spoiler: In den vergangenen Wochen hat die Gestaltung unseres Hofes und des Dachgartens große Fortschritte gemacht. Wichtiger Bestandteil sind zwei Brunnen, die von einer Regenwasserzisterne gespeist werden. Bilder und einen Beitrag dazu gibt es demnächst, sobald alles fertig ist. Und wer weiß: Vielleicht schließen wir uns der Tradition an und schmücken künftig auch unsere Brunnen zu Ostern.