Funkenfeuer: den Winter vertreiben

Heute durfte ich einen Allgäuer Brauch kennenlernen, von dem ich bisher noch nie gehört hatte: das Funkenfeuer. Damit vertreibt man hier am Funkensonntag, dem ersten Sonntag nach Aschermittwoch, zu Beginn der Fastenzeit, den Winter. 

Und dieser war damit offensichtlich nicht einverstanden und schien sich mit allen Kräften dagegen zu wehren. Er hat nochmal eine kräftige Ladung frischen Schnee geschickt. Die Landschaft ist mit einer weißen Decke überzogen, als hätte es die milden Frühlingstage in der vergangenen Woche nicht gegeben.

Also stapfte ich bei Einbruch der Dunkelheit gemeinsam mit der neu eingezogenen Mieterin dick eingepackt in warme Winterkleidung Richtung Zell. Der Weg war abenteuerlich. Wir hatten nicht etwa die Straße nach Buflings gewählt, sondern den Wanderweg, der durch die Schneeverwehungen als solcher gar nicht mehr zu erkennen war. Immerhin war der Himmel klar und somit hell genug, dass wir uns an den langen Stangen, die den Weg markieren, orientieren konnten.

In Buflings trafen wir auf eine kleine Gruppe weiterer Schaulustiger, der wir uns anschlossen. Unser Ziel war die Anhöhe oberhalb von Zell. Dort erwartete uns bereits eine größere Menschenmenge und ein beeindruckend großer Feuerstapel, der vor allem aus Europaletten fachmännisch errichtet worden war. Wir holten uns einen heißen Punsch zum Aufwärmen, der von einem lokalen Verein ausgeschenkt wurde, und freuten uns auf das Spektakel, das uns gleich erwarten würde.

Funkenfeuer in Zell bei Oberstaufen

Der Funken brennt lichterloh

Schneller als gedacht, fraß sich das Feuer durchs Holz und verbreitete eine wohlige Wärme, die zu starker Hitze wurde, wenn man zu nah am lodernden Feuerturm stand. Die im Stapel deponierten Böller explodierten nach und nach mit lautem Knall und jagten uns jedes Mal einen gehörigen Schrecken ein. Ob sich der Winter davon beeindrucken lässt? Die Hitze ließ jedenfalls den Schnee in einem großen Kreis rund um das Funkenfeuer schmelzen. Wenn es nach mir geht, kann der Frühling jetzt gerne kommen.

Nach gut zwei Stunden spüren wir die Kälte dann doch durch die Winterschuhe kriechen und machten uns auf den Rückweg – diesmal auf dem geräumten Gehweg entlang der Straße.