Bei bestem Wanderwetter haben wir gestern eine Wanderung auf den Hochgrat unternommen. Und zwar auf der für uns schönsten Route: über die Brunnenau. Abgestiegen sind wir über den „Luftigen Grat“ und das Falkenhaus. Ausdauernd, trittsicher und schwindelfrei sollte man auf dieser Tour schon sein. Dafür wird man mit herrlichen Landschaftseindrücken und großartigen Ausblicken belohnt.
Der Berg bzw. der Hochgrat ruft
Wer in Oberstaufen urlaubt, der kommt um den Hausberg Hochgrat nicht herum. Die markante Silhouette um den höchsten Gipfel der Nagelfluhkette ist im Ortsbild omnipräsent; sie ziert die Fassade des Rathauses und inspirierte das Logo der Marktgemeinde und so einiger Unternehmen und Dienstleister. Kein Wunder: Das Original übt auf den Betrachter eine magische Anziehungskraft aus. Dieser Berg ruft, und dann muss man, dann will man da hinauf!
Viele Wege führen auf den Hochgrat
Die meisten Besucher gehen es dabei gemütlich und komfortabel an und fahren mit der Bergbahn hinauf. Wer wie unsere Gäste in den Genuss der Oberstaufen PLUS Gästekarte kommt, kann die Bergbahnen sogar kostenlos nutzen.
Zu Fuß gibt es für Wanderer eine Reihe von Möglichkeiten mit unterschiedlichen Anforderungen: zum Beispiel von der Talstation unterhalb der Seilbahn entlang; über die Rindalpe und die Gündlesscharte; von beiden Seiten der Nagelfluhkette (dem Mittag bei Immenstadt und dem Hochhädrich in Vorarlberg); oder auch vom Gunzesrieder Tal aus.
Die Brunnenau: ein malerischer Bergkessel
Wir haben uns gestern für die Tour über die Brunnenau entschieden. Über Nacht hat es angenehm abgekühlt – bestes Wanderwetter für unser Vorhaben. Um 8:40 Uhr steigen wir am Oberstaufener Bahnhof in den Bus der Linie 95, der uns zur Talstation der Hochgratbahn bringt. Dort starten wir um 9:00 Uhr auf der Fahrstraße Richtung Ehrenschwanger Tal. Bis auf einen weiteren Wanderer sind wir allein unterwegs. Die anderen Busfahrgäste haben die Bergbahn genommen.
Schnell haben wir die Alpe Simatsgund mit der hübschen Rochuskapelle erreicht. Noch eine kleine Kehre, dann weist uns ein Schild rechts den Weg hinauf. Auf einem schottrigen Pfad steigen wir gemächlich bergan. Wir passieren die Alpe Gratvorsäß und haben von dort eine schöne Aussicht zurück zum Prodel-Sattel und zum Imberg hinüber.
Wenig später macht uns das Rauschen eines Wasserfalls neugierig, und wir verlassen den Weg für ein paar Schritte. Dieses Fotomotiv möchten wir uns nicht entgehen lassen.
Schon bald öffnet sich der Blick auf den malerischen Bergkessel der Brunnenau. Eine Kuhherde weidet hier und empfängt uns mit dem Läuten ihrer Schellen. Was für ein Idyll!
Die Sonne hat inzwischen an Kraft gewonnen und heizt das Kar auf. Der Weg wird steiler, schweißtreibend, die Umgebung schroffer. Wer aufmerksam hinsieht, entdeckt die Überreste der verfallenen Alpe Brunnenau. Sie soll 1970 von einer Lawine zerstört worden und dann aufgegeben worden sein.
Spektakuläre Felsbänder aus Nagelfluh
Und dann stehen sie vor uns: die spektakulären Nagelfluhwände. Die geschichteten Felsbänder ringen uns Respekt ab. Bis unmittelbar vor den Felsen war der Weg ohne Schwierigkeit zu bewältigen. Jetzt erwartet uns eine kleine Kraxelei, und Aufmerksamkeit ist gefragt. Der Nagelfluh kann mitunter ganz schön rutschig sein, vor allem, wenn er feucht oder nass ist. Die kurze Passage unterhalb der Scharte ist teilweise stahlseilversichert und mit Tritthilfen versehen.
Wie oft sind wir schon hier oben am Wegweiser gestanden, haben den scheinbar senkrecht abfallenden Abgrund hinunter gesehen und uns gefragt, wo da ein Weg hinunter verlaufen soll. Jetzt sind wir schlauer.
Auf dem Gratweg zum Gipfelkreuz auf 1.834 Meter
Auf dem gut ausgebauten Gratweg genießen wir jetzt die Aussicht. Es ist ein wenig diesig, sodass sich die eindrucksvollen Alpengipfel im Süden nur schemenhaft abzeichnen. Der letzte Anstieg zum Gipfel folgt dem Gipfelrundweg, sodass uns nun mehr Wanderer begegnen.
Schließlich haben wir das Gipfelkreuz auf 1.834 Meter erreicht. Das Kreuz, die beiden Aussichtsbänke links und rechts davon und auch die unterhalb positionierten Tische und Bänke sind – wie fast immer – belagert. Wanderer haben sich auf den umliegenden Felsen und Grasflächen niedergelassen, genießen ihre Gipfelbrotzeit und die Aussicht.
Mittagspause im Staufener Haus
Wir gehen weiter, steigen einen steilen und stahlseilversicherten Pfad direkt am Grat ab und lassen die Bergstation der Hochgratbahn mit Gipfelrestaurant hinter uns.
Unser Ziel: das Staufener Haus auf 1.634 Metern, wenige Minuten unterhalb der Bergstation. Es wird von der Sektion Oberstaufen/Lindenberg des Deutschen Alpenvereins (DAV) bewirtschaftet. Hier gönnen wir uns auf der gut besuchten Terrasse eine ausgedehnte Rast und lassen uns ein paar deftige Knödel mit Salat und ein erfrischendes Weißbier (natürlich alkoholfrei!) schmecken – verdient!
Weiter auf dem "Luftigen Grat"
Es ist früher Nachmittag, und man könnte nun mit der Bahn abfahren und den Rest des Tages im Ort genießen. Wenn es hier oben nicht gar so schön wäre.
Wir mögen uns von dem beeindruckenden Panorama noch nicht trennen, gehen weiter und folgen dabei dem „Luftigen Grad“. Der alpine Premiumwanderweg führt auf dem Rücken der westlichen Nagelfluhkette Richtung Hochhädrich in Vorarlberg.
Dazu steigen wir vor dem Staufener Haus einen Pfad hinauf zur Porta Alpinae. Das Gipfelkreuz des Seelekopf (1.663 Meter) ist von hier aus schon gut zu sehen. Auf diesem Abschnitt gilt höchste Konzentration. Außerdem sind auf dem teils schmalen Pfad mit Stahlseilversicherungen und Steighilfen Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt. Gar nicht so ohne, wenn man in der zweiten Tageshälfte schon viele Kilometer und Höhenmeter in den Beinen hat.
Abstieg über das Falkenhaus
Auch nicht weiter verwunderlich, dass in dieser Richtung nur noch wenige Wanderer unterwegs sind.
Der Gratweg bis zur Abzweigung zum Falkenhaus zieht sich dann doch ein bisschen. Man könnte ihn sicher ein wenig mehr genießen, wenn man ihn ausgeruht gleich morgens geht. Und wenn einem nicht die Zeit im Nacken sitzt. Schließlich gilt es die letzte Busverbindung nach Oberstaufen zu erwischen.
Wir passieren die Gipfel des Hohenfluhalpkopfs (1.636 Meter) und des Eineguntkopfs (1.639 Meter). Muße zum Fotografieren bleibt jetzt nicht mehr viel. Und die Einkehr zu Kaffee und Kuchen auf einer der Alpen muss leider auch ausfallen.
Am Falkenhaus bzw. Berggasthof Falkenhütte nehmen wir den direkten Weg Richtung Talstation der Hochgratbahn. Ein schöner Buchenwald und zahlreiche alleinstehende alte Bäume mit Charakter stehen an unserem Weg vorbei an den Alpen Oberstieg (1.179 Meter) und Unterstieg (988 Meter) sowie der Unteren Lauchalpe (996 Meter).
Um 17:40 Uhr haben wir die Talstation erreicht. Sie ist schon geschlossen. Wir setzen uns zu den anderen Wanderern, die – wie wir – erschöpft, aber zufrieden auf den letzten Bus warten, der uns um 18:05 Uhr zurück nach Oberstaufen bringt.
Fazit: eine herausfordernde Tour mit großartiger Fernsicht
In Oberstaufen belohnen wir uns mit einem Eis von unserem Lieblingsnachbarn, dem „Eislädele“, legen auf der Sitzgruppe im Hof die Beine hoch und lassen die Eindrücke des Tages nochmal Revue passieren.
Was für ein schöner Wandertag! Was für eine tolle Tour! Sicher herausfordernd – und das nicht nur technisch. Für die rund 16 Kilometer und gut 1.000 Höhenmeter benötigt man schon Ausdauer und Kondition. Die großartige Fernsicht und die abwechslungsreichen Landschaftseindrücke sind jede Anstrengung wert.